Erschütterungen: Der plötzliche Tod
Sie haben vorhin gelesen, wie gering der Abstand der Magnetköpfe von der Festplatte ist
[20 nm (Nano-Meter) - Das sind 20 Millionstel eines Millimeters! Ein Haar ist 0,05 mm = 50 Mikrometer = 50 000 nm dick, also 2500-mal dicker!]. Stellen Sie sich zur Veranschaulichung vor, die Magnetscheibe auf 30 Meter, den Durchmesser eines Kettenkarussells, zu vergrößern. Im gleichen Maßstab vergrößert würde der Kopfabstand von 20 Nanometer auf 6 Mikrometer anwachsen, weniger als ein Haar dick ist (50 Mikrometer).
Wenn das Karussell mit 7200 U/min dreht, würden die außen befindlichen Sitze eine Geschwindigkeit von 40700 km/h erreichen. Das ist 32-fache Schallgeschwindigkeit! Besser, wenn Sie nicht einsteigen: Sie würden mit einer Beschleunigung von 870 000 G in den Sitz gepresst werden (trainierte Astronauten verlieren in der Zentrifuge bereits bei zehnfacher Erdbeschleunigung das Bewusstsein). Angenommen, der leere Sitz wiegt 4 Kilogramm. Er müsste an vier je 10 cm dicken Stahlseilen aufgehängt sein, um nicht davonzufliegen (dass die Seile selbst ein beträchtliches Gewicht haben, ignorieren wir großzügig). Wenn sich der Sitz losreißt, fliegt er mit 11,3 km/s davon. Wenn die Richtung stimmt, könnte er schon nach zwei Tagen auf dem Mond aufschlagen.
Haben Sie nun eine Vorstellung davon, warum Erschütterungen so gefährlich für die Festplatte sind? Kopfaufsetzer können ihre Festplatte in Sekundenbruchteilen zerstören. Erschütterungen sind aber auch dann gefährlich, wenn sie nicht zu einem merklichen Kopfaufsetzer führen. Langfristig schädigen sie die Lager.
Die Oberfläche der Scheiben ist mit einer hauchdünnen Schutz- und Gleitschicht aus Polymer oder Graphit überzogen. Dadurch kann die Festplatte „leichte“ Kopfaufsetzer verkraften. Bei einem schwachen Aufsetzer könnten Sie Glück haben. Wenn bei einem stärkeren Aufsetzer der Kopf die Schutzschicht durchdringt, wird die Magnetschicht beschädigt. Wenn sich dort Daten befunden haben, sind sie weg. Den Datenverlust bemerkt man meist erst später. Wenn irgendwann ein Programm diesen beschädigten Bereich zu beschreiben versucht und das nicht gelingt, wird er automatisch für die weitere Benutzung gesperrt.
Eine Scherzfrage: Wie nennt man es, wenn bei voller Drehzahl ein Kopf die Oberfläche der Scheibe berührt?
Spanabhebende Datenverarbeitung! In der Fachsprache nennt man es einen „Headcrash“, und in schweren Fällen ist die Festplatte hinüber – einschließlich aller Daten.